Das Nordlicht. Bd. 1-2

ch kenne in mir selbst ein Tal, wo alle Bäume, In Fliederbleiche, zueinander Grüße wehn, Wo längsterlebte, starrgewordne Schreckensträume Wie Gletscher über Wolken, auf uns sehn.

Ich liebe dieses Tal, um mich hinauszusehnen:

In weißen Schlössern herrscht mein einzger Feind, Im Weiher spielen seine Kinder mit den Schwänen, Und meine Spötter sind in Lauben laut vereint.

Ich nahe einem hohen, offnen Gartengitter,

Ich möchte mich versöhnen, — doch da bellt ein Hund, Dann eine Meute: rings umschwirrt mich Astgeknitter. Ich laufe. Jemand ruft: verfluchter Vagabund!

Das Tal ist lang. Unendlich seine Duftalleen.

Ich stürze meinem eignen Schrecken hilflos nach.

Dann bleib ich, wie ein Hirsch, den man getroffen, stehen:

Ich wittre, — ja, wer beißt mich’? Ach, der argen Schmach!

Ich lebe noch, somit kann ich noch weiter leben! »Ich bitte!« sprechen Wege höhnisch rings um mich. Wohin? Um nicht am gelblich gleichen Fleck zu kleben Hinweg vom Wahn! Mein Ich, laß nimmer mich im Stich!

Es geht, wenn mans vermag! Und schließlich kann man

helfen: Ich wandre stiller fort und nahe einer See. Ich siegte selbst, — hinweg sind alle Märchenelfen, —

Dort unten schweigt der große Freund von meinem Weh.

Das Meer ist grau, doch urgesund und brandet,

Um nicht der Fiebersterne Ruhebett zu sein:

Dort ist der Strand von starkem Algenhauch umrandet! Schon schlürft mein Wesen sein Geheimnis lüstern ein!

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