Das Nordlicht. Bd. 1-2

Und seht doch, schon seh ich, wie alles geschieht! Die Erde verbildlicht sich klar in Gestalten,

Die männlich ihr Wahrheitsgut sehn und verwalten: Sie scheinen im Rahmen des Tages zu ruhn

Und schon durch ihr Dasein die Erbpflicht zu tun. Ihr Wesen beflügelt unendliche Taten!

Aus Seelen erhebt sich ein freies Geraten.

Die Umwelt empfängt ihre geistige Nacht:

Durch sie ist Vollendung und Dauer erwacht!« Nun kniet der Verkünder verzückt auf der Erde; Er küßt sie und ruft: »Alle Wesensgebärde,

Der Weg eines Tieres, das auflauern geht,

Der Biß jeder Schlange wird hier zum Gebet!

Ich danke euch Feinden des menschlichen Leibes Und sorglosen, dämmrigen Urwaldverbleibes,

Ihr habt uns verdoppelt und höher gebracht!

Und was haben wir an euch hilfreich vollbracht? « Nun sucht eine Geierschar Orpheus die Leier,

Voll Gier, zu entreißen. Der Wesen Befreier Jedoch hat sich wieder vom Boden erhoben,

Um Freunde und Feinde erseligt zu loben:

Nun schmeicheln sich Tiger behutsam heran,

Auch Pfaue umschwärmen den sehenden Mann, Da singt er: »Wohl haben mich tausend Gewalten, So Feinde wie Freunde, im Dasein erhalten,

Und ging ich mit euch durch den herrlichsten Wahn, So lenkten mich Böse auf fruchtbarer Bahn!«

Da tönt es vom Felsen her: »Panl«

Doch Orpheus singt weiter: »Ihr treuen Hellenen, Ihr sollt euch das orphische Völkervolk nennen! Doch ändert sich bald der Geschlechter Gehaben, Mein Lied aber wird keine Zukunft begraben;

Ich sehe ihm sternenher Fremdlinge nahn:

Der orphische Sang ist ein weltweiser Schwan.« Da tönt es im Abendwald: »Panl«

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