Das Nordlicht. Bd. 1-2

Die einstens die Urgier des Chaos erweckte;

Ich fürchte euch nimmer, ihr Dunstelefanten,

- Ihr Rüsselbeschnüffler von Felsrückenkanten!

Ich trotze den Riesen und Nebelgischtbären:

Bald wird sie das Licht meiner Leier verzehren;

Ihr Albatrosscharen auf blutigem Meere,

Ihr Tauwindflamingos und Schaum-Eiderheere,

So kommt mir doch näher! Ich will euch belehren Und allen die Glut meiner Liebe gewähren!

Ihr Tigergespenster aus sumpfigen Auen,

Erscheint, denn ich will euer Katzenfell krauen. Delphine, durehschwimmt unsre geistigen Fluten,

In denen Gesänge wie Sonnen verbluten!

Vernehmt nun, ihr Sperber und Schwäne, ich sterbe: Ich sterbe, ich sterbe; ich weiß, ich verderbe!

Ihr Windwölfe, heult nicht, ich atme ja schwer:

Es werfen sich Panther, zu Paaren, ins Meer!

O Leier, mein Lied, so beschwöre die Löwen!

Zerreißt mich nieht, weibliche Samtleoparden:

Zurück vor dem flammenverheißenden Barden!

Mein Gott! Ich vermag nun mein Lied zu gewahren, Schon glimmt es und strähnt sich zu goldenen Haaren: Nun steigts in die Mähnen von Nordlichtgeschlechtern, Von geistigen Kämpen und Wahrheitsverfechtern. Schon bleicht und entweicht auch die nächtliche Bräune: Der Lenz meines Liedes erweckt alle Zäune,

Die grünenden Bäume beginnen zu blühen,

Und Kühnheit in Jünglingen hold zu erglühen;

Ich kann meine strahlenden Völker verkünden,

Ihr herrliches Werden im Weltschoß ergründen!

Nun steigt ja die Glut, die das Weltall vereinigt

Und Seelen von tierischen Nachtlastern reinigt!

Ein nordlichtgestaltetes, sprühendes Leben,

Ein mündiges Volk mit beflügeltem Streben Verleiblicht mein brünstig empfundenes Lied,

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