Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
der aristotelischen Metaphysik, von der sie in der Tat viele wissenschaftliche Grundsätze übernimmt, aber mit der grundsätzlichen Umwendung des Sinnes, daß sie keine Aussagen über ein Dasein sind, sondern ursprüngliche Erzeugungsbedingungen, die ein Sein erst in und durch Aussagen konstituieren. Die Logik Eckharts ist also teils im Grunde nichts anderes als die „logisch“ umgewendete aristotelische Metaphysik. Das kommt scharf zum Ausdruck in der Bestimmung der Transcendentalien, die bei Eckhart nicht mehr Ausdrüce letzter Allgemeinheit sind, sondern vielmehr Bestimmungen erster Konkreszierung, keine Abstrakta vom Dasein, sondern Konstituentien zum Sein. Edcharts Logik ist keine Logik des psychologisch verstandenen Erkennens, die also nur einen spezifischen Ausschnitt des Erlebens umfaßte, sondern sie ist von totaler Weite, die alle Erlebensgebiete überhaupt erst gegenständlich macht und begründet dadurch, daß sie die Konstitutionsprinzipien des Seins überhaupt festlegt, die dann in den spezifischen Bereichen spezifish mutieren. Ec&harts Logik ist Dialektik’). Der dialektische Charakter ist der einer Wissenschaft überhaupt und besagt die Begründung der spezifischen Wissenschaften (also auch der Theologie) als Wissenschaften durch die Gesetzlichkeit aller Wissenschaftlichkeit überhaupt. In dem Begriff der „Logik“ liegt in keiner Weise die Bedeutung des Intellektualismus oder Rationalismus, — es gibt wohl kaum eine auch in der Wahl ihres sprachlichen Ausdrucks echtere Religiösität — sondern „Logik“ ist sowohl im substantiellen wie im methodisch-formalen Sinn zunächst Abwehrausdruck gegen die metaphysische Ontologie, die sie ersetzt. Logik ist substantiell der Totalitäts- und Superioritätsausdruck alles Geistigen, alles logos als Gesetzhaftem (regulae aeternae incommutabilis veritatis!) über das Dasein, über die Materie, auch gerade spiritueller Art, hier bei Eckhart dann spezifisch bezogen auf das religiöse Erleben. Darum kann die wissenschaftliche Besinnungsform über dieser Erlebensunmittelbarkeit auch eine „logische“ Theologie genannt werden. (Man vergleiche die Pariser Quaestionen, deren Haltung Eckhart bei zwar terminologischer Verschiebung durch alle Schriften beibehält.) „Logik“ ist methodisch-formal der Inbegriff derjenigen wissenschaftlichen Gesetzlichkeit, der jede Wissenschaft entsprechen muß, um als solche gelten zu können. Eckharts theologische Prinzipien sind die spezifischen Formen
?2) cf. Görland: Prologik, Dialektik des kritischen Idealismus. Berlin 1950.
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