Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
mitel und äne bilde, üf daz diu sele in dem &wigen worte got begrifet unde bekennet äne mitel und äne bilde“ (Pf. 42: 142, 2557). Die Kreatur als Erkenntnismittel zwischen Ich und Gott ist somit ausdrücklich abgelehnt. Die Gotteserkenntnis ist grundsätzlich anderer Art, für die auch ein unendlich reiches Wissen um die Kreatürlichkeit nichts bedeuten würde, weil es eben ein Wissen vom Nichts ist. Es ist gegenüber dem Wissen von Gott ein Nichtwissen“®). Zur Gotteserkenntnis kann nur gelangen, wer das mannigfaltige kreatürlihe Wissen der Abscheidung unterwirft, es zum „nihtwizzen“ macht“). Das ist nunmehr der theologishe Ausdruck der docta ignorantia, die als typischer Terminus der negativen Theologie gerade in ihrer scheinbaren negativen Wortbedeutung höchste Affirmation bezeichnet: Die docta ignorantia vernichtet nicht den mannigfaltigen Wissensbestand, sondern sie führt ihn zurück auf seinen Ursprung und gibt ihm dadurch seinen Sinn und seine tiefste Begründung. Das religiöse Erkennen führt nicht zu Gott als einem neuen Erkenntnisgegenstand, sondern Gott ist in seiner Bestimmung als Ursprung vielmehr selbst Erkennen, eine neue Sichtweise, eine neue „Form“ für das bereits Vorhandene‘®). Darin dürfte die „logische“ Umformung liegen gegenüber der traditionellen negativen Theologie. die Gott als Gegenstand der Erkenntnis bestimmte, welcdie Auffassung auc teilweise noch bei Eckhart vorhanden ist. Die Erkenntnisweise für diesen neuen Gegenstand wird darin als ein „unbekannt bekentnisse“ bezeichnet, denn das Sein per excessum, das „niht“, kann zwar in seinem Dasein, aber nicht in seinem Sosein erfaßt werden; man kann nur sagen, daß es ist. aber nicht, was es ist“). Indem E&hart die prima causa, die Ursache zum Ursprung umdeutet, das Dasein zum logos, ist Gott nicht mehr Erkenntnisgegenstand, sondern Erkenntnisursprung in dem logischen Sinne des Wesensursprungs. Erkenntnis richtet sich nicht mehr auf Gott, sondern aus Gott auf die Welt. Gegenstand der Erkenntnis ist nunmehr die Welt. Das Ich ist ebenso wie Gott Erkenntnisursprung. Die Ursprünge Gott-Ich sind korrelativ aufeinander gerichtet und streben nach einer gegenseitigen 6) Den. 573, 9,14 f.
65) Pf. 1: 7,12f: 2: 13,39, 14,15, 16,4; 4: 25,34, %,2ff: Pf. 87: — Qu. 33,5, 35, 21.
#86) Pf. 2: 15,5: Man sol hie komen in ein überformet wizzen, noch diz unwizzen ensol niht komen von unwizzene, mer: von wizzene sol man komen in ein unwizzen. Danne sulen wir werden wizzende mit dem gotlichen wizzene unde danne wirt geadelt unde gezieret unser unwizzen mit dem übernatürlichen wizzene. cf. Pf. 8: 42, 35—43, 2.
#7) Pf. 1: 8, 13—19.
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