Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
Wesensschau, weil beide darin erst existent werden. Es ist sehr bedeutsam, daß diese korrelative Wesenserkenntnis nicht unmittelbar sich vollziehen kann, sondern daß sie in einem bestimmten Sinn wiederum vermittelt ist, was Eckhart ja, wie oben gezeigt wurde, ausdrücklich abgelehnt hatte. Die Ablehnung bezog sich aber auf die ontologisch kausal verstandene Vermittlung der Gotteserkenntnis, sofern die da sseienden Kreaturen auf Grund ihres Daseins als Welt galten und durch einen Schluß von der Wirkung auf die Ursache die Gotteserkenntnis vermittelten. In der logischen Umdeutung aber wurden sie als reines Nichts, als Privation bestimmt und nun war durch ihre homogene totale Bestimmung aus den Ursprüngen Gott-Ich ihre Mittelbarkeit zu einer Ummittelbarkeit gewandelt; nun „schweigt” das Mittel, weil die Heterogeneität in homogene Bestimmung aufgehoben, weil das reine Nichts zum Sein, zu „Welt“ bestimmt ist®®), In dieser Bedeutung ist nunmehr „Welt“ nicht mehr Hindernis, sondern notwendig gerade das Mittel der Verbindung mit Gott: sowohl seiner Mitteilung an uns“) wie unserer Gotteserkenntnis”®), weil die Welt gleichsam der Gegenstand ist, an dem das Licht Gottes zur Erscheinung kommt und an dem es sein eigenes Wesen bekundet.
Das zuweilen noch anklingende Motiv der absoluten Gotteserkenntnis wird ganz zurückgedrängt durch diesen Gedanken, daß die Gotteserkenntnis eigentlich eine Welterkenntnis aus Gott ist”), Charakteristisch dafür ist das von Eckhart auf die menschliche Erkenntnis übertragene augustinisch thomistische Motiv der Morgenschau der reinen Geister, in der die Erkenntnis nicht von den draußen gegebenen Dingen anhebt und zu Gott hinführt, sondern in der aus den Erkenntnisprinzipien selbst, den Ideen in Gott. also aus Gott die Dinge erst aus und in der Erkenntnis konstituiert werden: „cognitio vera et perfecta per priora et propria quando actus cognoscuntur per esse, effectus per causam“ (cit. Dempf, Metaph. d. Ma’s p. 155); in statu enim illo homo speculabatur Deum non per inferiora et exteriora, ut per illa Deum intelligeret, sed econverso illa per Deum“ (Il. Gen. Cues 35 vb, eit. Karrer, D. Göttl. p. 74).
Ebenso wie der Immanenzbegriff bei Eckhart nicht mehr im ontologisch-psychologischen Sinn verstanden wurde, so wird man auch für dieses Motiv der cognitio in principiis originalibus, des
ses) cf. Pf. 74: 255, 9—15; IV 374 ff.
see) Pf. 22: 92,39; 79: 254,16; 84: 271,35; 98: 317, 29.
#0, Pf. 4: 28: 52: 170,15 ff; 55: 178,50; 66: 208, 10; 76: — Qu. 58,8. #) BgTr. 17,4, 48,15 ff, 27 f; Pf. 46: 157,1 ff; RAU. 11,18; 11,36.
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