Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
Einfachheit erwiesen ist, stellt Eckhart dem als zweites Argument an die Seite: secundo, quia simile simili cognoscinus, terra terram, et nihil aliud, nec alio, quinymo est dissimile et omne aliud non condueit ad cognicionem sed abducit a cognitione. Der Gedanke, daß der Gegenstand der Erkenntnis mit dem Erkennen selbst wesenseins sein müsse, erfährt allerdings an dieser Stelle durch Anlehnung an traditionelle Gedankengänge eine nicht adaequate Erläuterung durch das traditionelle Beispiel: species eoloris non conducit ad cognitionem saporis, set nec Martini species conducit ad cognitionem Petri. Aber dann verweist Eckhart zur weiteren Erläuterung auf seine Darlegungen über den Text: nemo novit filium nisi pater (Matth. XI v. 27). Mit diesem Hinweis wird die Gefahr einer ontologischen Abbiegung wieder beseitigt und die prinzipielle Einstimmigkeit mit dem obigen Text IV 505f hergestellt. Das so durch eine „connaissance exp&rimentale“) erzeugte und bestimmte ens ist Objekt für den Intellekt. III 551,11: obiectum autem intellectus est ens, Es ist in der Sphäre der begrifflichen Bestimmung jenseits von Zeit und Raum im Bereich der Ewigkeit: Intellectus enim, cuius obieetum est ens
. ab hie et nunc abstrahit et per consequens ab tempore (Den. 556, 1). Esse rerum omnium inquantum esse, mensuratur eternitate, nequaquam tempore (Den. 555, 50).
Ist der Begriff des Gegenstandes durch das platonische Motiv der Teilhabe im „logischen“ Sinne bestimmt, so vollzieht Eckhart die Abwendung von der aristotelisch-scholastischen Gattungs- und Abstraktionslogik auch sonst ganz bewußt durch die Anknüpfung an die platonische Erkenntnistheorie. Die Seele abstrahiert nicht ihre Erkenntnis von den Dingen, denn die „obere Vernunft“ ist den „bilden“ grundsätzlich übergeordnet. Sie hat vielmehr alle Wahrheit schon in sich. Die „bilde“ haben nur die Funktion, die Vernunft zur Erkenntnis zu erwecken: Vernuftikeit nimt wol von leiplichen dingen ... aber ez ist an einem nidersehene unt in eime nidervalle, do daz verstantnuzz bild nimt von leiplichen dingen, aber in dem obersten wurket die vernuftikeit äne zuonemunge von leiplichen dingen. Ez spricht ein groz meister: Allez daz eingetragen wirt zu den sinnen, daz enkumt niht zuo der sele, noch in die obersten kraft der selen. Sanctus Augustinus sprichet unt spricht ouch Plato, ein heidnischer meister, daz die sele in ir hat naturlich alle kunst: dorum bedarf si niht von außen die kunst in sich ziehen, sunder von der offenung auzzer kunst so wirt die kunst offenbar, di in der sele ist natürlich ver-
#) Thery IV 506 n. d.