Der Gottesbegriff meister Eckharts : ein beitrag zur bestimmung der methode der Eskhartinterpretation
es die logische Grundlegung für alles Seiende bilde”), und von Gott: daß er ist und daß er Schöpfer ist. Wenn also das Sein von Gott verschieden ist, dann existiert Gott nicht oder er ist nicht Gott: denn es kann nichts sein, von dem das Sein verschieden ist. Jedes Existierende hat seine Seinsbestimmung vom Sein; jedes Seinsgebende ist Schöpfer. Nun haben alle Dinge ihr Sein vom Sein. Wenn also das Sein von Gott verschieden wäre, dann wäre der Schöpfer etwas Anderes als Gott, und die Dinge könnten ohne Gott sein. Nun ist kraft der Eindeutigkeit des Seinsbegriffs und seiner Abgrenzung durch den des Nichts eine totale Disjunktion möglich: Gott ist entweder Sein oder Nichts. Daraus folgt. daß die Prädikate Gottes sich mit denen des Seins decken, daß Gott und Sein identisch sind: Deus igitur et esse idem (Den. 557, 23).
Nachdem die Wesenheit Gottes in der Propositio als Sein bestimmt ist, erörtert Eckhart in der nun folgenden Quaestio die Frage: Utrum Deus sit? (Den. 558,6). Diese im Zeitstil der Scolastik gehaltene Untersuchung, die die Fxistenz Gottes aus seiner Wesenheit erschließen will. ist gleichwohl kein eigentlicher Gottesbeweis. Sie erweist sich vielmehr nur als eine Probe auf die Bündigkeit der in der Propositio getroffenen Definition: Ksse est Deus. Ein Vergleich mit der entsprechenden Quaestio bei Thomas von Aquin zeigt einen fundamentalen Unterschied, die radikale Umwendung der Problemstellung von der Ontologie zur „Logik“. zum Idealismus. Der Heilige Thomas bestimmt Gott als Dasein und muß daher Beweise seiner Existenz bringen (S. Th. 1, 2, 5). Die Existenz Gottes unterscheidet sich zwar grundsätzlich von der nur analogen der Kreatur, aber sie ist gleichwohl Existenz im Sinne von Dasein. Eckhart hatte die Frage nach der Mannigfaltigkeit der Existenzweisen grundsätzlih umgewendet auf die Einzigkeit des Sinnes des Existenzbegriffs selbst und Existenz nicht als Dasein, sondern als logos bestimmt. Wenn nun die Einziekeit des Wesens, der Existenz Gott ist, wenn Gott selbst die Existenz ist, dann ist die Frage: ob die Existenz existiere? sinnlos. Sie kann vielmehr nur heißen: was aus der Existenz existiere? Diese total neue Wendung kommt denn auch immanent in dem Begriff der logischen Teilhabe zur Geltung: si Deus non est, nihil est... . si esse non est, nullum ens est sive nihil est, sieut si albedo non est. nullum album est (Den. 538, 6 ff).
73) Den. 557,25: omne quod est per esse et ab esse habet quod sit sive quod est .. z. 531: omne habens esse est quocumque alio circumseripto, sieut habens albedinem album est.
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