Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3
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einundzwanzig Mönchschlössern, über die ewig erstaunliche Beruhigung der Fluten. Deine Täler sind fruchtbarstes Hellas, deine Felsen tragen dich, schlankes Märchenland, über hin und her schäumendes Schwanken deiner Buchtenfülle in den hell niederhimmelnden Frieden. Ich liebe dich, selten betretnes Gebiet still zu ihrem Gebet zurückgezogner Männer, zwischen deiner blau sanft lauschenden Wolkenlosigkeit und einem so oft tasthaft hereinsingenden MeeresHimmelblau. Wie die Wolken, aus einem ferngeahnten Nysa im Lenz dem Sonnengott zuschmeicheln, einen Mittagstanz auf windigen Gipfeln schlingen, bis Dionysos kommt, um sie goldbeglimmt gegen Abend zu entführen, so wagen sich heidnische Horen und Heroen, wenn Pan sie auf Thasos zu Mittag rasch auflacht oder Empusa in sonniger Einöde Mensch und Pferd erschreckt, herum in den Quellenbezirk harter Mönche: da schlafen aber die meisten, vom Gesang: bei Nacht ermüdet, doch in das Traumgesaus mengt sich Melampus. Er weissagt die Rückkehr der Götter und winkt, über Traumtrümmer spähend, Tiresias. Da betet im Kloster Dionysion ein Mönch: Der du niedergefahren zur Hölle! Und hinter den Sehern erscheinen Jünglinge, denn der Jungfrau ist der Eingang zum Athos verwehrt. Gar langbewimpert, mit goldenen Augen, wie blaugrüne Meergier im Blick, ein glänzendes Katzenfell keck um die Lenden, beugen die Schlanken nun Schulter und Kopf, mit flügelnden Haaren und zitternden Lippen, durch Bisse beblutet, empor um die Greise.
Da betet in Simöpetra ein Mönch: Und führe uns nicht in Versuchung! Und im Nu ist der Spuk aus den Schluchten entsprungen. So ein Traum ist ein
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