Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

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Graus, den die Mönche sich nicht merken, bloß ihr Denken wird oft reizvolle Besinnung: und es gab Gelehrte auf dem Athos, die gründeten, vor zweimal hundert Jahren, die Siebenknabenschule überm freiesten der Ajonorosklöster: Vatopädi. Der Unterricht war kirchlich und blieb griechisch; da kam Eugenius Bülgari, ein weltgeehrter Mann aus Kerkyra, wo er geboren, auf die Halbinsel der Athosmönche. Er verwirklichte Erleuchtung in den sieben Kinderhirnen, und dann umlauschten ihn auch Russen, Serben, Vlachen und Bulgaren: zu allen war die Kunde seines Wissens vor kurzem gelangt. Sogar den Türken hat seine Berühmtheit angezogen: er wußte Plato bald zu deuten, las Äschylos und fand Euripides mit fernen Franken, die noch lebten, oft verwandt. Der Bau, wo Bülgari Gelehrtheit gab und Lerner fand, stand waldumwipfelt überm wilden Meer der Vatopädibucht vor Thasos. Der vielen Zugelaufnen Wissen stieg: doch manchen Jünglings Eifer wurde Eitelkeit; die Schlichtgesinntheit wich. Die Mönche aber wachten: verdächtigten die Schülersitten, berichteten den Kirchenältesten am Goldnen Horn vom Ungestüm der Geistlichkeit um Buülgari; der Erzgelehrte doch, geärgert durch Verketzerung, zog bald sich selbst vom Ajon Oros nach Sankt Petersburg zurück. Die zweimal hundert Hergereisten verliefen sich dann rasch. Den Mönchen bangte vor Verrottung, der Schule Pforten schloß man zu: das Dach ward abgebrochen; und nun steht noch die Ruine im Kastanienwald, leis überm Tal der süßen Feigen. Zu jener Zeit, da man in freier Heimlichkeit der Klosterschule, außer Kindergriechisch, Kirchengriechisch, Umganggriechisch selbst antikes Griechisch kannte, munter sprach, ward auch der Eingang zu dem Heiligtum

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