Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

IV

YAR hoheitsvoll dunkeln, bei Nacht, zart von Kerzenschein durchsternt, die altbemalten Kirchen aller frommgebornen Klöster. Vom Abend bis zum Sonnenaufgang singen und beten, bei weiheernstem Gottesdienst, die Männer, die nur wenig am Tage schlafen sollen, denn Wachsame sind sie vor die Welt gestellt! Mit langen schwarzen oder kristallhaft, in schweren Entbehrungsjahren, verblaßten Büsten psalmodieren sie, von hellem Stundenschlag im Finstern zu hellem Stundenschlag, zwischen morschenden Stehbänken mit Lehnen, auf denen ein Ermüdeter kaum aufhocken darf, bis das vorgesetzte Lied sehr spät verwehen will. Ihre Stimmen sind näselnd, nur selten klar und Rubinen gleich, die zu den Bildern Gemarterter mit blutenden Wunden aufsteigen. Das Pflaster ihrer Kirchen ward oft mit Kosmatenarbeit, wie sonst bloß der Boden alter Heilistümer ın Rom, verziert. Wer hat diese seltsamen Musterungen um die purpurnen Blutsteinscheiben eingelegt? Weilte einst einer der Brüder aus der Kosmatenfamilie im heiligen Athosgelände? Schwerfällige Gesangbücher aus Eselshaut schleppen, während des Gottesdienstes, gar alte Priester, singend und lobpreisend den Gekreuzigten, in schwarzen Talaren, so müde von einem Tisch aus Sandellıolz mit perlmutternder Krustenarbeit zur Rechten, kaum mehr so vieler, ihrer eigenen Last des Leibes standhaltend, zu einem Tisch zur Linken mit perlmutternder Krustenarbeit: und sie singen fast stimmlos das Hohelied der weinenden Mutter unterm Kreuz des verscheidenden Erlösers und Sohnes. Beinah stimmlos fällt der Bruderschaft näselndes Wehklagen um den Ewig-Gekreuzig-

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