Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3
ten, bis ans Weltende, ein. Und da werden Messingkronen, die den Doppeladler des byzantinischen Kaiserreichs tragen, voll von brennenden Kerzen, in der Kirche Kuppel gezogen. Wie Stimmen feiern auch die Lichter Gottesdienst, und ich fühle, ein Sternbild, vielleicht die Plejaden, geht draußen über Seegebraus, bei Samothrake auf. Von der Schwere seines Amtes, den Brüdern durch Gesang so viel Schmerz des Herrn zu künden, den Gekreuzigten im Herzen tragend, tritt der schwarzverhüllte Weißbart zurück; und ein andrer Greis übernimmt das heilige Buch und trägt es, fast stimmlos singend, vom gleichen Tisch aus Sandelholz mit perlmutternder Krustenarbeit zur Linken, beinah ohne Macht, sein eignes Greisentum zu zerren, zum Tisch zur Rechten aus Sandelholz mit perlmutternder Krustenarbeit. Und eine andre Messingkrone, den Pelikan, der sein Herzblut für die eigne Brut hingibt, tragend, wird voll von schimmernden Lichtern emporgezogen. Da denk ich: das große Sternbild des Stieres neigt sich, draußen wo der Sturm ruhlos sucht und schluchzt, über die schlummernde Insel Imbros. — Nun stirbt der Heiland am Kreuz: sein Wissen ums Weltweh müssen Mönche spüren und wünschen eszu spüren; drum singen sie vom Golgatha. Ein jüngerer Mann, sch warzbärtig, schwarzverhüllt, vermag es jetzt, das Buch mit allen Offenbarungen vom Tisch der Verheißung nach Süden zum Tisch der Verheißung nach Norden zu tragen. Bei so hohem Geschehn wird eine Messingkrone, ohne gleichnishafte Tierzierde, herabgelassen, denn ihre Lichter seien ausgelöscht; ich aber weiß: die Hyaden verschwinden hinter Teenedos, dort wo einst Ilion sank!
O, groß ist der Gottesdienst in einundzwanzig Klöstern in der Athosnacht: Mönche beten für Uns-Zu-
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