Der Heilige Berg Athos : eine Symphonie. 3

Weil die Wesen noch nicht schlafen — Schellenläuten! Armes Maultier; hast mich über Fels getragen:

Nun mag unsre Ausflucht ich durch Grotten wagen,

Ach, das Läuten! Soll nichts Träumbares bedeuten.

‚ Ihr Mönche, euer ungehörtes Singen hilft beim Träumen: Megisti Lawra, deine Nacht klingt lang! Kloster, du bist so groß wie ein Dorf: Hunde bewachen dich gegen Diebe und bellen verirrte, uns unsichtbare Heiden an. Hier wimmelts oft von Mondenthobnen bei Windesfrische. Nun ist die feinste veilchenlila Spur eines silbernden Weltwillens fort: ihr Ge‚ stirn — der Greis mit Perlenblick — belächelt die Marmortrümmer in den Gebirgsbrüchen drüben am kahlen Athosabhang. So schlafen schon alle Hunde; und der Traum, auch ein Mondkömmling, kann davonhuschen: nun erhascht er, ich bins, ein irrsinnig umhertummelndes Maultier mit Bronzeblick : schon sitz ich auf den Borsten: sattellos! Ich umklammre den struppigen Hals, um die Schelle mit meiner Hand vor dem Bimmeln zu wahren: niemand darf mich auskneifen hören. Ich habe uns die Grotten wohl versprochen! So bleibe ich mit der Maultierschelle draußen; auch das Tier wird vor dem Felsenspalt mit dem Fuße scharren: allein der Traum darf hinein zu den Einsiedlern. Da ist der erste Nackte mit verschrumpftem Glied: sein Blick stirbt schon ein langes Leben lang, damit im Geschöpf die Gottesglut Umkehr besorge: kein Fortbestand der Welt, bloß Einkehr wird der Zweck. Kein Wort sagt der Einheimische bei Steinen zum Menschen, Wildniswesen, Pflanze oder Sonnentier—er wird aus Stein : bloß als Echo kann er lallen. Dahın die Sprache, denn es hat das Wort versagt. Der Einsiedler ist anfanglos vor Welt

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