Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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und verſicherte ihn, daß dieſes das einzige Mittel ſei, zu erfahren, ob die Anzeigen Hoffmann's gegründet ſeien oder niht. Leopold ſah die Wahrheit dieſer Vorſtellungen ein. Aber kaum war er wieder ſich ſelbſt überlaſſen, ſo bemeiſterte ſich die Furcht ſeines Kopfes und Herzens, und er glaubte daëjenige von Neuem, von dem er kurz vorher eingeſtanden hatte, daß- es lächerlich und ungereimt ſei. Es ging ihm mit den Phantomen der Revolution, wie einem Menſchen, der zwar bei Tage überzeugt iſt, daß es feine Geſpenſter gibt, bei der Nacht aber trot ſeiner Ueberzeugung vor Geiſterſpuk zittert.

Hoffmann unterließ nicht, die Furcht des Kaiſers zu erhalten und immer mehr zu vergrößern. Täglich händigte er ihm eine Liſte ſogenannter Jakobiner ein, um Leopold vor dergleichen Männern zu warnen und in den Stand zu ſeven, ihre Handlungen aufmerkſam beobachten und ſ< vor ihnen in Acht nehmen zu können. Um dieſe Liſten zu verfertigen, bediente ſich Hoffmann eines einfachen Mittels. Er war Freimaurer, Jlluminat und Sekretär einer Loge in Wien, und in dieſer Eigenſchaft beſaß er die Liſten aller Brüder in