Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ſzenen veranlaßten, ſo hatten ſie doch immer nachtheilige Folgen für die Verleumdeten. Mancher Beamte wurde unter Vorwänden, die man aus der Luft griff, des Dienſtes entſeßt; andere, zu deren Entlaſſung auh nicht die entfernteſte Urſache aufgefunden werden fonnte, trug .man als für immer untauglich zu jeder Beförderung in die Regiſter der Staatsinquiſition ein.

Der Appellationsrath von Riegger in Prag, ein in der gelehrten Welt rühmlih befannter Mann, dem ſeine Verdienſte ſchon lange eine Beförderung hätten zuwegebringen ſollen, kam bei Leopold um eine Hofrathſtelle ein. Der Präſident von G* unterſtäßte dieſes Geſuch bei dem Monarchen, und bat ihn, auf dieſen würdigen Mann Rückſicht zu nehmen. Leopold verſprach es ihm and RNiegger's Schweſtern, ſagte ihm ſogar nach einigen Tagen: „Nun, Ihr Freund iſ Hofrath. Ich habe ſein Dekret ſchon ausgefertigt.* Der Präſident dankte im Namen des verdienſtvollen Riegger für die Gnade und begab ſch ſehr vergnügt nach Hauſe, in der Erwartung, das Dekret werde längſtens in ein Paar Tagen deim Bittſteller eingehändigt werden. Es verfloſſen vierzehn