Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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bemerkte Pirkheim leiſe, und ſein Nachbar erwiederte :

„Er fürchtet für ſeine Einkünfte und das macht ihn beredt. Der Papſt ſollte ihn als Legaten nach Paris ſchi>en; vielleicht gelänge es ihm, den Mirabeau zu bekehren.“

„Was ſoll ih ſagen, hochwürdige Brüder,“ fuhr der Dechant fort, „das niht von der Weisheit des Engels dieſer Gemeinde, unſeres in den Purpur der Kirche gehüllten Fürſt -Erzbiſchofes, der ein Episcopus iſt wie Titus und Timotheus, ſchon längſt bedacht und wieder bedacht worden wäre? Ihm hat Gott die Gnade verliehen, daß er mit der evangeliſchen Taubeneinfalt auch die evangeliſche Schlangeneinfalt verbindet —“

„Der Kardinal möchte ſh gern in die Lippen beißen vor Lachen oder vor Aerger ,“ flüſterte Pirkheim; „aber es hilft nichts, er muß den ganzen apokalyptiſchen Lobſermon des Dechanten hinunterſchlingen.“ |

— — — „Er iſt dem Sümſon gleich, welcher mit einem Eſelskinnba>ken die Philiſter erſchlug, und dem Engel in der Offenbarung, der mit einem goldenen Rauchfaſſe vor den Altar trat, dem viel

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