Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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kümmert mich das? Ich hätte es ja ohnedies verweigert. “

Während ſie ſo ſchaute und dachte, trat leiſe der Fürſt ein. Sein Geſicht hätte auh dem geübteſten Beobachter nicht verrathen, daß vor wenigen Minuten die Kugel eines Gegners an ihm vorbeigeſtreift war. Trug es eine Spur von Aufregung, ſo war es die des Verlangens; ſie malte ſich in den Augen, die wie bezaubert an der ſchlanken Geſtalt des Mädchens hingen, das ſich zum Fenſter hinausbeugte. Friſche Morgenluft ſtrömte herein; draußen zerfloßen die Dünſte im warmenSonnenſchein und dufteten die Bäume. Die Vögel badeten ſi<h zwitſchernd im feuchten Grün, und munteres Wild ſpielte im Graſe oder floh erſchre>t in das Gebüſche. Dann ward wieder Alles ſtill: ſo ſtill, daß man das Picken des Spechtes hören konnte und weiterher das trillernde Pfeifen einer im Laube auffliegenden Amſel.

„Es iſt doch ſchön hier“ ſeufzte halblaut das Mädchen. j

.. Verzeihen Sie, Anna, daß ich Sie ſtöre,“ ſagte der Fürſt, indem er näher trat.

Sie blite um, von der unvermutheten Anrede