Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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um den Wundarzt des nächſten Städtchens zu holen. Bis zu ſeiner Ankunft beſorgte der Alte, was die Wunde nöthig machte,

Die im Park gefallenen Schüſſe wurden auch in einem Zimmer vernommen, welches in jenem Flügel des Schloſſes, den der Fürſt bewohnte und zunächſt den Gemächern deſſelben gelegen war. Es ſchien als Boudoir benußzt zu werden und war mit raffinirtem Luxus möblirt; mit ſeiner Pracht kontraſtirte nur die ganz einfache Kleidung der Bewohnerin, welche auf dem Divan zurückgelehnt ſaß, und träumeriſch in die blaue Ferne ſtarrte. Sie fuhr auf, als die Schüſſe krachten, und eilte zum Fenſter, das in den Park ging. Unten floh aufgeſcheucht cin Rudel Hirſche , zwei Achtender voraus, hinter ihnen Thiere und Spießer, und lenkten die Aufmerkſamkeit des Mädchens auf ſich, das aus dem Fenſter bli>te und ſah, wie ſie in ſeiner Nähe ſtille hielten, um zu horchen, und mit ihren flugen Augen herumſchauten.

Vielleicht,“ dachte ſie, „jagt man heute im Park. Es wundert mich, daß er mich nicht eingeladen hat, daran Theil zu nehmen. . Doch was