Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ſen *),“ verordnete ‘eine menſ<li<here Behandlung der zu langwierigem, hartem Kerker verurtheilten Verbrecher, und befahl, denſelben wöchentlich dreimal Fleiſh und Gemüſe zu reichen , da ſonſt Waſſer und Brod ihre“ einzige Nahrung geweſen war. Auch ſchaffte er das ekelhafte Schauſpiel ab, welches in Wien auf dem hohen - Markte durch die öffentlihe Beſtrafung mit Stocfſtreichen gegeben

*) Unter Anderm in eiïnem Falle, der zu den causes célèbres der Joſephiniſhen Regierung gehört. Der Kaiſer trieb in demſelben die Gerechtigkeit bis zur ‘Graufamfeit, wenn Gerechtigkeit genannt werden kann, ein Verbrecheu provociren und dann nah der Strenge der Geſege ſtrafen. Graf Pozdabky-Lichtenſtein, der einer der erſten Familien des Reiches angehörte, reichte mit dem von ſeinem Vater angewieſenen Jahrgehalte nicht aus, häufte Schulden auf Schul_den und befand ſich, von ſeinen Gläubigern auf das Unbarmherzigſte gedrängt , der Verzweiflung nahe, ‘als ihm ſein Kammerdiener den Rath gab, falſche Bankozettel zu machen, wozu , wie der Verführer verſicherte, Alles {hon in Bereitſchaft ſei und der Graf nur ſeine Wohnung und den Betrag einiger ganz geringen Auslagen hergeben dürfe. Der auf das Aeußerſte gebrachte Kavalier, welcher in dieſem Augenbli>e vielleicht nur an die Möglichkeit, ſeinen Bedrängniſſen zu entgehen, und niht an die Folgen ſeiner Handlung dachte, willigte ein / und die Arbeit begann , ohne daß ſich der Graf weiter darum bekümmerte. Aber kaum waren die Formen zu dem Papiere und einige Stempel verfertigt , als der Kammerdiener das Geſchehene der Polizei entdeckte, um die