Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ringes Eigenthum gebracht worden ſein. Jeder der bei’ dieſen Schiedsgerichten verwendeten Masgiſtratsräthe “erhielt - für „ſeine Bemühung eíne jährliche Gratifikation von: zweihundert Gulden.

Vorzüglich war: Leopold's Sorgfalt darauf gerichtet, daß die Gerechtigkeitspflege einen raſchen Gang ging, und erwar unerbittlich ſtrenge gegen jene Richter, welche ſich“ nachläſſig oder beſtechlich zeigten.

Im Magiſtrate zu Wien, der erſten“ Inſtanz für Kriminalfälle, ſaßen zwei MagiſtratsräthePrandſtetter und Martinolli , welche einander faſt von dem Augenblicke an, der ſie am nämlichen Kanzleitiſche zuſammen führte , den bitterſten Haß \{hworen. Es founte aber auch nicht leicht'-zwei verſchiedenere Naturen geben, als den thätigen, ſprudelnden, enthuſiaſtiſchen Prandſtetter, der für die Ideen der Zeit, für Aufklärung, Menſchenrechte und allgemeine Brüderſchaft ſhwärmte, und den rohſinnlichen, im allerbeſchränkteſten Kreiſe ſich bewegenden, eigentlih herumfrie<henden Martinollíi, deſſen Indolenz nur der Haß, und er haßte Alles, was über ihm ſtand, und der Beamtens hochmuth- ſpornte.