Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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vielen Taſchen ſeines langen Roes ſte>te. Dann ſeßte er ſh an ein Pult und ſchi>te ſh an, die verlangte Kopie der Denkſchrift zu fertigen.

Eine Stunde etwa mochte er gearbeitet haben, als ein leiſes Klopfen an der Thüre ihn unterbrach. Auf das vernehmliche Huſten, mit dem er es beantwortete, trat ein furzes, ſehr ſauber gekleidetes Männchen mit gepuderter Perrücke ein. Der Kleine ſah ſh zuerſt vorſichtig im Zimmer um, dan trat er auf den Fußſpißen näher und rief mit verhaltener Stimme aus: „Gottlob! Er iſt zum Teufel gefahren !“

„Pfui, Herr Nigelhuber,“ ſagte der Sekretär. „Aber wen meinen Sie denn eigentlich?“

„Nun, wen anders, Hochwürden, als den verdammten — Gott verzeilh? mir die Sünde — als den höchſtſeligen Kaiſer ?“

„Ja, da haben Sie Recht, der iſt todt. Beweinen wir ihn.“

„Beweinen? Damit kann's Ew. Hochwürden niht Ernſt ſein. Die geiſtlihen Herren haben wohl am wenigſten Grund, ihn zu beweinen. Ueberhaupt, wer ſoll ihn beweinen? Die Spitzbuben, die er vom Galgen frei gemacht, ſonſt Niemand.