Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ſamkeit in dem Kreiſe zu üben, auf welchen ſie urſprünglich angewieſen war; es fehlte niht viel, ſo wäre ſie in der Reihe ihrer Sch1oeſtern zurükgetreten, welche bloß philanthropiſche und Aufklärungszwe>e verfolgten und ſh, von dem Gange der Weltereigniſſe erſhre>t, von aller Theilnahme an der Politik ferne hielten.

Frankreich hatte dem Könige von Ungarn und Böhmen den Krieg erklärt — der Abſagebrief war ſchon lange in Mantua und Piluißg unterzeichnet und der Ausbrüch nur ſo lange verzögert worden, bis man dem gereizten Gegner, der zuerſt das Schwert zog, die Schuld aufbürden konnte. Zu den Staatsmännern, welche ſich die meiſte Mühe gaben, die Kriegsflamme anzufachen, gehörte der alte Fürſt von Kauniß, der die auswärtigen Angelegenheiten Oeſterreichs unter vier Monarchen leitete und der Gründer der Allianz war, welche die Häuſer Habsburg und Bourbon nach hundertjährigen Kämpfen vereinigte. Auf dieſe Allianz und die durch ihn zu Stande gebrachte Verheirathung der Erzherzogin Maria Antoinette mit Ludwig XVI. that er ſich am meiſten zu gute. Er glaubte , durch dieſen Meiſterſireich Deſterreich zu