Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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nommen, ſeiner Natur nach entgegen ſein; der Bürger war mit Erwerb und Genuß des Erworbenen beſchäftigt; der Bauer entweder ohne das Gefühl ſeiner Lage oder reſignirt, und wenn er auch troßig war, unmächtig. Die keimenden Saaten Luthers waren von den Ferdinanden in Blut ertränkt, der widerſpänſtige Adel dezimirt, der aufrühreriſche Bürger der althergebrachten Freiheiten beraubt, in Feſſeln geſchlagen und den Jeſuiten zur Zucht überliefert worden. Seit den Tagen dieſer frommen Kaiſer verſank in Deſterreich Alles in dumpfe Erſtarrung, an der nur manchmal die Türken, dann Friedrich der Große, zuleßt Joſeph 11. rüttelten Joſeph der zweite, in deſſen Adern das Blut der Habsburger ganz umgeſchlagen und zum brauſenden Gährungsſtoffe der Aufklärung geworden war. Leopold TI. hingegen und vorzüglich ſein“ Sohn Franz Il. brachten es wieder zu Ehren und míît ihm die alte ſpaniſch-habsburgiſche Hauspolitik. Die Kiſſen wurden von Neuem zurechtgelegt , Schlummerlieder geſungen und die Weckrufe, die von Paris her erſchallten, ſollte Kanonendonner übertäuben. Unter die geringe Zahl derjenigen, welche in