Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Deſterreih noh für das Ideal der Freiheit begeiſtert waren, gehörte Hebenſtreit. War er doch ein Böhme , ein Sohn jenes Landes, das am meiſten unter dem Drucke der privilegirten Stände litt, und ein Soldat dazu, ein täglicher Zeuge ariſtokratiſchen Uebermuthes, brutaler Mißhandlungen, gegen Menſchen geübt, die zu willenloſen Werkzeugen jedweder Tyrannei herabgewürdigt waren. Ihm ſelbſt gelang es freilich durch die angeſtrengteſte Thätigkeit, die weite Kluft zu überſpringen, die den Gemeinen vom Offizier trennte, aber was gewann er dadurch anders, als daß er die Rolle des Gepeinigten mit der des Peinigers vertauſchte? Seine Kompagnie war es geweſen, in die man unter Leopold den Bürgermeiſter einer fleinen böhmiſchen Stadt, einen wohlhabenden und rechtſchaffenen Mann, eingereiht hatte, der zur Strafe dafür, daß er an den wegen der Aufhebung der joſephiniſhen Steuerregulirung entſtandenen Unruhen Antheil genommen , als Gemeiner unter die Soldaten geſte>t worden war. Die Seufzer, die der Despotismus ausgepreßt, das Blut, das er vergoſſen, das unermeßliche Unglück, das er über die Völker gebracht, rechtfertigten freilich