Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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„Ich wußte es wohl,“ fuhr ſie fort, „Sie haſſen und verachten mich und mein Anbli> iſt Ihnen eine Qual. Es kann nicht anders ſein ich komme auch nicht, Ihre Verzeihung anzuflehen Sie müſſen ſie mir verſagen, denn ih habe Sie zu ſchwer beleidigt. Nur eine Bitte wollen Sie mix gewähren — wir ſehen uns ja nie wieder “ —

» Nie wieder ,“ wiederholte Hebenſtreit leiſe „nie wieder! Ja, ſo heißt das Wort, das die Brücke abträgt zwiſchen uns und dem Glücke. Du haſt Recht, Anna — nie wieder! — Was fann ih für Sie thun, Frau Baronin? “

» Geſtatten Sie mir, meiner Bitte einige Worte vorauszuſchi>en. Vor drei Jahren heiratete ich den Baron Saintval, einen franzöſiſchen Emigrirten. Er fiel ‘in den Reihen der Oeſterreicher bei Neerwinden. Die Vermählung mit ‘ihm brachte mich mit Leuten in Berührung, welche die Sache des Königthums in Frankreich zu der ihrigen machten, und von denen einige ſeitdem auf den Gipfel der Macht gelangt ſind — unter ihnen auh mit dem Grafen S*, dem marquanteſten politiſchen Roué Wiens, der Politik und Libertinage auf die geſchi>teſte Art- zu verbinden weiß. Wenn ih Jhnen