Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

— 2889 —

Vergehen o ſtrenge büßen ließ, wenn er erfährt, daß ein würdiger Mann, der dem Staate durch mehr als dreißig Jahre die weſentlichſten Dienſte geleiſtet und die Achtung Maria Thereſia’s, Joſephs und Leopolds beſeſſen hatte, der ſtets ruhigen, ſtillen und ſo furchtſamen Charakters war, daß er ſich nicht einmal getraute, in ſeinem Hauſe eine Hauptveränderung vorzunehmen, daß dieſer Mann bloß deswegen, weil er ein gegen die Machts haber gerichtetes, in einem komiſchen Style abgefaßtes Lied, welches in einem fröhlichen Zirkel bei Tiſche abgeſungen «wurde, angehört, über ein halbes Jahr im Gefängniſſe ſchmachten mußte, dann ſeines Amtes entſezt und aus den öſterreichiſchen Staaten verbannt wurde? Wer wird noch zweifeln, wenn er erfährt, daß dieſes nämliche Lied ſeinen Verfaſſer zum Galgen führte, ohne daß irgend ein damals rechtsfräftiges Geſet eine ſolche Strafe für ein ſolches Vergehen feſtſeßte? i

So fielen alſo dieſe Unglülichen als Opfer einer deſpotiſchen und grauſamen Dligarchie, oder vielmehr einer ehrgeizigen und gewiſſenloſen Koterie, welche die Leiter, auf der ſie zum Gipfel