Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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gezittert, als man in Wien ſchre>haft zuſammenfuhr, wenn von der geheimen Polizei geſprochen wurde. Auch war noch kein heimliches Gericht, von der Vehme an bis zu Venedigs Staatsinquiſition, ſo furchtbar , ‘als dieſe im Verborgenen wirkende Anſtalt. Ihre Gewalt war unumſchränkt. Alle ihre Verordnungen, welche an die untergeordneten Polizeidirektionen in den Provinzen ergingen, fingen nicht mit der ſonſt gewöhnlichen Kurialformel an: Seine Majeſtät verordnet u. \. w., ſondern: Seine Exzellenz, Graf von Pergen, haben befohlen — ein Beweis, daß ſie ganz nach Willkür handelte, und ohne vorher dem Kaiſer Bericht zu erſtatten und deſſen Willensmeinung abzuwarten, was doch bisher alle Hofſtellen, wenigſtens zum Schein, thun mußten.

Die Zahl der ia Wien beſoldeten Polizeiſpione belief ſh ohne Uebertreibung mindeſtens auf fünfzehntauſend. Leute aus allen Ständen, von den Gliedern des erſten Adels bis zu dem niedrigſten Taglöhner , vom Erzbiſchofe bis zum Meßprieſter, von der Sternkreuzordensdame bis zur gemeinen Gaſſennymphe, trieben dieſes ſchändliche Gewerbe, ſ<hli<hen überall herum, und lauerten auf jedes