Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Wort , das geſprochen wurde. So ungeheuer dieſe Menge von Banditen war , \o ſchien ihre Zahl der geheimen Polizei noh nicht hinreichend, und es wurde 1799 durch eine Verordnung allen k. k. Beamten befohlen, ja ſogar ein Eid darüber abgenommen, vermöge deſſen ſe ſich verpflichten mußten, alle diejenigen dem Staate, d. h. der geheimen Polizei, anzugeben, welche zu freie Meinungen äußerten. Eine Verordnung, durch welche vielen rechtſchaffenen Familienvätern, die von ihrem Amte leben mußten, die Wahl gelaſſen wurde , entweder mit Weib und Kind zu verhungern oder niederträchtige heimliche Anzeiger zu machen.

Die Wirkungen dieſes Syſtems waren in Wien ſichtbar. Aus allen Geſellſchaften wich jedes Zutrauen. Man ſprach kaum mehr vom Wetter ohne Furcht und Zagen. Der Gatte fürchtete von der Gattin, der Vater vom Sohne verrathen zu werden. An keinem Orte der Welt hörte man ſo’ oft die Warnung wiederholen: „Auch die Wände haben Ohren.“ Aber es iſt auh \{<wer, ſich einen Begriff zu machen, wie weit die Tyrannei der politiſchen Inquiſition ging. Als Bonaparte mit den Franzoſen niht weit von Wien ſtand, ſagte