Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ſchieden werden fönnten. Nach der Logik der geheimen Polizei \{loß man ſo: wer nichts auf Abläſſe hält, iſt fein guter fatholiſcher Chriſt; wer fein guter katholiſcher Chriſt im ausgedehnteſten Sinne des Wortes iſt, kann auch kein guter, treuer Unterthan ſein; folglih ſind Alle, welche dieſen Ablaß nicht gewinnen , eingefleiſchte Jakobiner. Wirklich ſah man auch bei den vier Kirchen Spione aufgeſtellt, welche genau Acht geben mußten, ob gewiſſe Perſonen, deren Grundſäße verdächtig waren, die Kirchen in der vorgeſchriebenen Ordnung beſuchten und ſh \o des Ablaſſes theilhaftig machten. Nicht minder mußten Spürer an allen öffentlichen Orten den Leuten auf den Zahn fühlen, was ſelbige von dieſem Ablaſſe hielten. Dieſe Maßregeln zwangen denn manchen vernünftigen Mann, das Poſſenſpiel mitzumachen, um den Verdacht, er ſei ein Jakobiner, von ſi{< abzulenken. SES

Es überſteigt alle Begriffe, welchen trägen, nachläſſigen und verworrenen Gang die Geſchäfte der innern Verwaltung gingen. Zwar hatte ſich ſchon unter Leopold jene von Joſeph eingeführte Schnelligkeit in Betreibung der öffentlichen Ange-

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