Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

Bullen ohne das placelum regium promulgiren ließ, und wo ihr großer Sohn das uſurpirte Anſehen deſſelben gänzlich vernichtete, mit den gehorſamſten findlichen Bitten um Ertheilung eines Jubiläums oder vollkommenen Ablaſſes erſucht — ein Geſuch, welches Pius VI., der ſeinem frommen Sohne nichts abſchlagen konnte, mit Freuden bewilligte. Zur Erlangung dieſes vollkommenen Ablaſſes wurden die vier Hauptkirchen, zu St. Stephan, zum h. Michael, bei den Schotten auf der Freíung und die Burgpfarre bei den Auguſtinern, in einer feierlichen Prozeſſion beſucht, welcher Franz und ſeine Gemahlin, die ganze kaiſerliche Familie, ſogar die kleinſten Erzherzoge, der ganze Hofſtaat, alle Miniſter, alle Hof- und untergeordneten Stellen beiwohnten, dem Volke ein erbauliches Beiſpiel frommen Glaubens gebend. Dieſes Jubiläum ſollte eine doppelte Wirkung hervorbringen. Erſtens, und keine andächtige Seele zweifelte daran, hatte man die feſte Ueberzeugung, die Franzoſen würden von dieſem Augenblicke an überall geſchlagen werden; zweitens ſollte es zum Probirſtein dienen, vermittelſt deſſen die guten und getreuen Unterthanen von den Jakobinern uuter-