Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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biedere Soldat wunderte ſich nicht wenig, wie Seine Majeſtät bei den betrübten Nachrichten , welche er überbracht hatte, \o fröhlichen Gemüthes ſein konnte. Noch mehr befremdete ihn die Frage, welche in einem Tone geſchah, der eine ſchon bekannte erfreuliche Antwort noh einmal zu erwarten ſchien, da doch in den mitgebrachten Depeſchen nur Unglücksbotſchaften enthalten waren. Da der Dffizier es für ſeine Pflicht hielt, dem Monarchen auf ſeine Frage die reine Wahrheit zu antworten, ſo machte er eine treue Schilderung von der Lage, in welcher ſich die Armee in Italien befand, und berichtete, wie die Sachen wirklich ſtanden. Das heitere Geſicht des Kaiſers verfinſterte ſich plößlich, und er unterbrach den Erzähler mit ſichtbarem Unwillen, indem er ſagte: „Ich ſehe, Sie gehören auch zu den Unzufriedenen bei der Armee. Das iſt niht wahr, was Sie mir da ſagen. Ich habe beſſere Nachrichten. Ich hätte Luſt, Sie geſchloſſen zur Armee zurü> zu ſchi>en.“ Mit dieſen Worten entließ er den äußerſt betroffenen Dffizier, welcher noh am nämlichen Tage beordert wurde, augenbli>lich zur Armee zurüc{zukehren .