Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Gegenwart des Geiſtes in dem Augenblicke der Gefahr den großen Mann charakteriſiren, ſo durfte damals in Wien kein Mitglied des Miniſteriums auf dieſen Namen Anſpruch machen. Verwirrung und Schre>ken hatten ſich aller bemeiſtert. Man war nur darauf bedacht, ſh durch die Flucht zu retten; aber keinem fiel es ein, auf Mittel zu denken, die Gefahr, welcher man entfliehen wollte, abzuwenden. Hätte Bonaparte wirkli<h die Abſicht gehabt, nah Wien zu kommen, niemand würde ihn in den erſten Tagen des Schreckens daran verhindert haben. Erſt als Graf Merveld die Nachricht von dem erſten Waffenſtillſtande, der auf vierzehn Tage geſchloſſen wurde, nah Wien brachte, fing man an, ſich von dem Schre>en zu erholen und auf Vertheidigungsanſtalten zu denken.

Am 3. April wurde die Bürgerſchaft auf das Nathhaus berufen, wo Graf Saurau, als Regierungspräſident, in Gegenwart des Stadthauptmanns, Grafen von Kuefſtein, und ſämmtlicher Magiſtratsräthe eine feierliche Rede hielt, in der er unter Anderm ſagte: „Seine Majeſtät erwarten bei dieſen gefahrvollen Umſtänden von der Liebe und Treue ihrer gutgeſinnten Bürger der Stadt