Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Kleidung war einfach, faſt abgetragen , und hing loſe auf dem magern Leibe, der an Form und Schnitt derſelben gar nicht gewöhnt ſchien. Der Novize hingegen , ein junger , ſchlank gewachſener Mann, blite, wie begeiſtert, bald auf das Bild des Kaiſers, bald auf die Verſammelten, und ſprach mit lauter , klangvoller Stimme die Formeln, welche den Fragen des Meiſters vom Stuhle als Antworten zu dienen hatten. Nachdem der Aufnahmsaft geendiget war, überreichte der Einführer dem neuen Mitgliede eine Maske, und beide miſchten ſh verlarvt unter die Uebrigen.

Jett erhob ſich der Vorſitzende , und von Allen am meiſten geſpannt lauſchte wohl Anna auf die Worte ihres Begleiters. Bevor er zu ſprechen anfing, las der Sekretär aus dem Protokolle :

» An der Tagesordnung iſt die Todesfeier Kaiſer Joſeph des Zweiten. “

Hierauf begann der Meiſter vom Stuhle :

» Wiſſende Brüder und Brüder der erſten Prüfung! Als Söhne des gemeinſamen Vaterlandes, als Brüder, die ein heiliger Schwur verbindet, haben wir uns hier verſammelt, um über dem Grabe eines großen Menſchen einige Worte des