Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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ſo tief auh der Staatskredit wirklich geſunken war, da ſelbſt nah Bekanntmachung des Friedens die Bankobligationen, welche für die beſten und ſicherſten öſterreichiſchen Staatspapiere galten, noch immer zwölf bis fünfzehn Prozent unter Pari ſtanden, ſo hoffte man doch, daß einige Friedensjahre dem Geldmangel wieder abhelfen und Deſterreich_ bei ſeinen bekannten, faſt nie zu erſchöpfenden innern Hülfsquellen den alten Kredit verſchaffen würden. Niemand zweifelte mehr, daß man dem Kriege auf lange Zeit entſagt habe, beſonders, da Baron Thugut die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten verloren zu haben ſchien. In dieſen angenehmen Hoffnungen wurde man durch die Ankunft eines franzöſiſchen Geſandten, des Generals Bernadotte, beſtärkt, und überließ ſich ihnen um \o mehr, als auh ſhon ein kaiſerlicher Geſandter beſtimmt war, nah Paris zu gehen. Allein bald begannen ſich die frohen Ausſichten wieder zu trüben. Ein urſprünglih ganz unbedeutendes Ereigniß gab dazu die erſte Veranlaſſung. Am 13. April 1798 feierte die franzöſiſche Geſandtſchaft zu Wien ein Nationalfeſt , bei welcher Gelegenheit Bernadotte eine dreifarbige Fahne