Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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verſammelt, um die ab- und zufahrenden Karoſſen zu ſehen, und der Muſik zu horchen, welche aus den Sälen herab erſcholl. Manchmal hörte man lautes Jauchzen, denn der Herren- und Prälatenſtand, deſſen Glieder der Kaiſer bewirthete, war an dieſem Tage ganz wonneberauſcht. Aus vollen Gläſern trank man heute auf Leopolds Geſundheit, und gab ſh alle Mühe, den Monarchen von der Liebe zu überzeugen, mit welcher ihm die Großen des Reiches ergeben wären. Ein günſtiges Ungefähr ſchien die Gewitterwolken , die am Horizonte der Politik hingen , zerſtreut oder die Gedanken an die Gefahren, welche ſie drohten, aus den Gemüthern entfernt zu haben. Man vergaß den Türkenkrieg , die Wirren in Ungarn und in den Niederlanden, die in Frankreich anſchwellende Revolution, ſogar die zweideutige Haltung Preußens flößte feine Beſorgniſſe mehr ein. Die Biſchöfe und Aebte ſahen ſchon îm Geiſte die Tage Maria Thereſia’s wiederkehren, und den Kavalieren ſchwellen die Herzen im Freudentaumel, wie dem Fürſten von Paar, der zum preußiſchen Geſandten, Marquis Lucheſini, tretend ſagte: „Ha! Ihr König mag nur kommen! Unſer Leopold beſikt unſere