Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Während nun die Einen dieſe Handlung Leopolds hart tadelten und es empörend fanden, daß er einem ſterbenden Bruder den Troſt verſagt habe, welchen dieſer in ſeinen legten Augenblicken darin gefunden haben würde, wenn er ihm ſeine Körperund Seelenleiden hätte klagen, in ſeinen Armen den Tod erwarten und an ſeiner Bruſt hätte ſterben fönnen , entſchuldigten ihn die Andern. Síe gaben zu, was allgemein bekannt war, daß zu Florenz beinahe vier Wochen vor Joſephs Tode alle Anſtalten zur Abreiſe getroffen waren und dieſe auch wenige Stunden nah der Ankunft des Kuriers erfolgte, welcher die Nachricht von der Thronerledigung überbrachte. Allein ihrer Meinung nach war gerade das allzu gefühlvolle Herz Leopolds Urſache, daß er nicht früher abreiste. Er wollte, wie ſie ſagten, aus Uebermaß von Empfindſamkeit den geliebten Bruder nicht leiden ſehen, deſſen lette Stunden nicht durch den Anblick des an Verzweiflung grenzenden Schmerzes verbittern, welcher \einen eigenen Buſen zerfleiſchte.

Eben ſo erfuhr verſchiedene Auslegung , daß Leopold am Abend ſeiner Ankunft ſogleich befohlen hatte, ín den Zimmern der: Kaiſerburg, die, wie