Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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man es unter dem verſtorbenen Monarchen gewohnt war „, nur ſparſam beleuchtet waren , mehr Lichter anzuzünden. Die Einen ſ{loſſen daraus auf Leopolds Liebe zur Aufklärung, die Andern vermutheten, daß von nun an die Einfachheit, welche unter Joſeph in der Burg herrſchte, glänzender Kaiſerpracht weichen werde.

Man beſprach, was ſonſt noh von Handlungen des neuen Regenten im Publikum verlautete. Unter Joſeph konnte Jedermann ohne Unterſchied den Kaiſer faſt zu allen Stunden des Tages ſprechen. Wollte man dem Monarchen etwas vortragen, ſo durfte man nur in den ſogenannten KontrollorGang gehen, der zu ſeinem Kabinete führte. Joſeph ſah beinahe in jeder Stunde ein - oder zweimal heraus, und wenn Leute da waren, ſprach er mit ihnen oder führte ſie in ſein Kabinet. Er hatte keinen Thürſteher und keinen Kammerherrn, ſondern öffnete ſelbſt die Thüre und machte ſie auh wieder zu. Nun waren förmliche Audienztage eingeführt, Dienſtag und Freitag, von vier Uhr des Nachmittags an, an welchen Jeder , der ſch vorher bei dem Thürſteher hatte aufſchreiben laſſen, den Kaiſer ſprechen konnte. Außer dieſen