Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

RO

vorpredigen, weiter nichts, als Betrug? Jch glaube es beinahe, ſonſt würden ſie nicht heute weiß nennen, was ſie geſtern für ſhwarz ausgaben.“ Indeſſen wurde die Schreib - und Leſefreiheit zwar eingeſchränkt, aber doh niht ganz unterdrückt. Die Verbote betrafen hauptſächli<h nur ſolche Schriften, welche unmittelbar den Kaiſer und die Geiſtlichkeit angriffen oder die franzöſiſche Revolution zu ſehr lobten. Man fkounte z. B. Campe’s Reiſe nah Paris, Volney’'s Ruinen und andere dergleichen Bücher erhalten, durfte ſie ohne Furcht leſen und Andern zum Leſen mittheilen. Tadelte man nur nicht den Kaiſer, ließ man die Diener der Kirche unangetaſtet, ſo konnte man , über andere Gegenſtände noh ziemlich frei ſchreiben, durfte ohne Scheu alle Beamten, vom Miniſter bis zum leßten Kanzleiſchreiber, ihrer Amtsvergehen wegen öffentlich geißeln, und vorzüglich die Thorheiten des Adels auf die beißendſte Art lächerlih machen; ja, Leopold ſah das Lettere fogar mit Vergnügen , denn er war nichts weniger als ein Freund dieſer ahnenſtolzen Herren. Er fühlte es ret gut, daß ſe ihn zu Schritten ver-