Der Jakobiner in Wien : oesterreichische Memoiren aus dem letzten Dezennium des achtzehnten Jahrhunderts

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Herr Polizeikommiſſär, oder haben Sie ſh von Ihren Strapazen noh nicht erholt ? “

»Ich bin gar nicht zum Spaſſen aufgelegt, Herr Profeſſor,“ erwiederte der Andere. „Wir ſigen ja hier, wie die Vögel auf dem Zweige, nur mit dem Unterſchiede, daß wir nicht einmal auf einem Zweige ſißen, ſondern in einer ſ{mukßigen Kneipe, weil wir uns aus guten Gründen begnügen mußten, in die nächſte beſte einzukehren. “

» Einen andern Unterſchied haben Sie vergeſs ſen — daß wir nämlich keine Vögel ſind.“

» Wie meinen Sie das, Herr Profeſſor ?“

»„ Ich meine nicht, ſondern i< bin überzeugt , daß es uns mit unſern Talenten und Erfahrungen gar nicht fehlen kann. Mit unſern Erfahrungen beſonders, wenn wir ſie re<t zu benußen wiſſen. Ich ſage Ihnen, wir werden unſer Glück machen, Sie und ich.“

» Wie kommen Sie zu dieſer Zuverſicht ? “

»„ Werther Freund! Als i<h von Breslau nach Prag fam, belief ſi< mein ganzes bewegliches und unbeweglihes Vermögen auf einige lumpige Kleidungsſtü>e und fünf Zwanziger. Ich machte zwar in Prag nicht mein Glü>, aber ih lebte dort