Die die Grundlagen der Physiognomik

Im menschlichen Haupte, in der Ründe des Schädels, in dessen Abgrenzung vom Rumpfe durch den Hals (zum Unterschied vom Kopf des Tieres, im besonderen von dem der Schlange, des kriechenden Wurmes) ist, wie schon gesagt wurde, nicht so sehr der Planet wie das ganze, geschlossene Himmelsgewölbe ein-gebildet. Desgleichen im Auge, in dessen Ründe. In diesem Auge ist weiter das Licht der Sonne ein-gebildet, wie der Schall im Ohr, wie die Welle des dröhnenden, blinden Meeres in der Muschel. So ist ein jegliches Ding imaginiert. Die Physiognomik ist die Morphologie einer also ein-gebildeten Welt. Ich glaube, ich könnte Ihnen keine Definition der Physiognomik geben, die gleich umfassend und richtig wäre. Wie das Himmelsgewölbe im menschlichen Schädel, so ist die Drehung und Bahn des Planeten in den Windungen des Schlangenleibes, so die Erde, das freischwebende Gestirn, im Ei des Vogels.

Für den Physiognomiker, wie wir ihn hier von Anfang bis zu Ende verstanden haben, ist der Zusammenschluß der beiden Welten des Ur- und des Abbildes vollzogen. Der Physiognomiker wird darum nicht sagen, Tizians Karl V. oder die Mona Lisa wären Idealisierungen wirklicher; zufälliger, durch den Tod zerstörter Gesichter, oder die Bil-

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