Die die Grundlagen der Physiognomik

sionen von Goethe, Keats, Flaubert, Amiel und anderen nicht mehr. Für ihn mußten sich die Grenzen zwischen Leben und Dichtung verwischen, auch die zwischen Prosa und Poesie, zwischen den Künsten überhaupt, in gewissem Sinne die von Wahrheit und Lüge, von Mein und Dein. Der Tänzer ist die Verklärung des Grenzmenschen, von dem noch die Rede sein wird. Ich finde in einer bestimmten Art des europäischen Kommunisten diesen Tänzer. Ich finde ihn im modernen Musiker. Mit ihm hängt ganz gewiß eine neue Art von Erotik zusammen: eine solche ohne Konflikt, ohne den Dritten, fast ohne Objekt, eine Erotik beinahe in sich, oft bi- und homosexuell zugleich, sehr unromantisch, ziellos, wahllos. Die leidenschaftliche, dämonische, sehr theatralische Schönheit einer vergangenen Epoche ist einer dünneren, schütteren, nervösen, etwas kränklichen gewichen mit dem Blick ohne Gegenstand, in welcher die Affektation wie eine erstarrte, unterbrochene Tänzergebärde ist. Die große Schönheit unter den Frauen war ohne den Katechismus nicht zu denken. Dieser Hintergrund fehlt. Der Teufel fehlt ganz und gar. Der Tänzer tanzt nicht das Leben und nicht den Tod, sondern er tanzt sich das Leben weg, gleichwie er sich in der Liebe die Liebe wegliebt, gleich-

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