Die Donau
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sitzender bekannt, worin er auf die Tätigkeit im vergangenen Jahre verweist und mit Befriedigung feststellt, dah der Verein auch im vergangenen Jahre überall feine Pflicht vollkommen erfüllt hat. Der Stand ist fast ganz unverändert geblieben. Er meldet, daß im Jahre 1935 eben beim Apatiner Verein ein Offizierskurs veranstaltet wurde, der erste solche im Lande. Ferner war eine 6-wöchige Schule für Manfchaften, die dann einer Prüfung bnterzogen wurden und ein schönes Ergebnis brachten, denn 55% haben mit sehr gutem, 40% mit gutem Erfolg ihre Prüfung bestanden. Nur drei wurden einer neuen Prüfung unterzogen, die sie dann auch mit gutem Erfolg bestanden haben, so dah heute alle Feuerwehrleute geprüft lind u der Verein über bestens ausgebildete Mitglieder verfügt. Mit Donk wird besonders der Gemeindevorstehung gedacht, die alles aufbot um den Verein auch materiell zu kräftigen und denselben mit einer entsprechenden Subvention unterstützt. Mit Bedauern berichtet er noch, dah der bisherige Kommandant Johann Wilpert feine Abdankung einreichte und der Direktionsausfchutz gezwungen war, Liefe anzunehmen. Die vielseitigen Verdienste des scheidenden Kommandanten, der 18 Jahre hindurch tätig war, viel Opfer für den Verein brachte, insbesondere aber durch feine gründlichen Fachkenntniffe Anschätzbares leistete, veranlahte den Direktionsaus» fchuh zu beantragen, dah der scheidende Kommandant Johonn Wilpert zum EhrenMitglieds des Vereines gewählt werde. Einstimmig und mit Hochrufen nahm die Generalversammlung diesen Antrag an und den Bericht mit Begeisterung zur Kenntnis. Anfchliehend an den Bericht ersucht Anterkommandant Josef Piry um das Wort und verweist darauf, dah der Vorsitzende aus Bescheidenheit davon keine Erwähnung macht, dah eben der Präses des Apatiner Vereines, als Anerkennung sür die persönlichen Verdienste und die mustergültige Tätigkeit des Apatiner Vereines zum Vicepräsidenlen der Banschaftsvereinigung gewählt wurde. Mit Jubel wird diese Meldung zur Kenntnis genomme ■. Kaffabericht und Voranschlag wurden nach Verlesung und Bericht des AufsichtSrates angenommen. Nun schritt man zur Wahl des Kommandanten, wo bei Erwähnung des Namens Josef Piry alles zujubelte und so der bisherige Anterkommandant als gewählt erklärt wurde. An seine Stelle wurde Martin Lahlo zum AnterkomMandant, ferner Josef Fudecer zum Requisitenmeister und Julius Ezinkler zum Sekretär gewählt. Auf die Begrühung des Vorsitzenden antwortete der neue Kommandant im Namen der neugewählten Kameraden und versprach auch in Hinkunft ihr Wiffen und Können dem Vereine zu widmen. Laufende Angelegenheiten wurden noch erledigt, wobei es eine wahre Freude war zu sehen, wie sich die Mitglieder so bereitwillig unentgeltlich erbölig machten, nach den Feuerfällen die Spritzen und Aequisiten zu reinigen. Zum Schluß berichtet Präses, dah der Verein am 1. Feber einen Tombolaabend und zwei Wochen nachher den üblichen Ball veranstaltet, was mit strahlenden Gesichtern froh begrüht wird. Präses dankt für das Erscheinen und schließt hierauf die Sitzung.
Faschingsball der Missionsgesellschaft. Am 25. d. M. veranstaltet die Soziale Miffionsgesellschaft in den Mäumlichkeiten der Bräuerei einen Faschingsball, für welchen schon jetzt sehr reges Interesse herrscht und ein großer Besuch zu gewärtigen ist.
Datschkaer Heim an der Adria. Schon säst alle Gelnete des Landes haben an unserer schönen Adria Erholungsheime für kranke Kinder und minder bemittelte Erwachsene errichtet und nun will man diesem Mangel auch bei uns abhelfen, indem der Banalausfchuh der Jadranska Straza (Adriawacht) ein solches zu errichten gedenkt. Alle Gemeinden der Donaubanschaft sollen
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dazu beitragen, auf gesellschaftlichem Wege aber sind in jeder Gemeinde Veranstaltungen geplant, deren Reinertrag für diesen Zweck verwendet werden soll. — In dieser Bewegung müffen auch wir Apatiner unseren entsprechenden Anteil herausnehmen um dann später unsere bedürftigen Kinder und arme Volksgenoffen behufs Heilung dort unterbringen zu können. Aber auch Gesunde können diese Anstalt dann besuchen, um die Schönheiten des Meeres kennen zu lernen, welche besonders von unseren deutschen Volksgenoffen aus dem Reiche und Österreich so bewundert und viel ausgesucht werden. Wir werden dann Gelegenheit finden sür bescheidene Mittel die Meeresküste, ihre Buchten und Hafen, das gastfreundliche Volk, die romantischen Städte und das Meer als Weltstrahe kennen und lieben zu lernen. Für diesen Zweck veranstalten alle hiesigen Kulturvereine im Einvernehmen (Salon-Orchester, Gefangsverein, Pfadfinder, Sokolen, Rotkreuz. und Miffionsverein, Burfchenheim, u. a. m.) am 18. Jänner im Kartalifichen Gasthaufe einen Adriaabend, mit sehr geringen Eintrittspreisen und intereffanten Darbietungen, die jeder besuchen soll, der Verständnis für das Meer und die Leiden feines Nächsten hat. Landsleute, ermöglicht es, dah unsere Kinder, insbesonders jene der ärmeren Volksfchichte sich am Meere erholen und genesen können und die Schönheiten kennen lernen.
NAGY ILUSKA APATIN
KEINRAT DJURO VUKOVAR VERLOBTE.
(Statt jeder besonde; en Anzeige)
Rundschau
VI.
Der sicherste Weg zur handwerklichen Qualitätsarbeit.
Apatin, am 7. Jänner 1936.
Ter Schwerpunkt unserer wirtschaftlichen Tätigkeit lehnt sich nicht an die Seile der Großindustrie, sondern ruht in erster Reihe auf dem Ackerbau und hernach auf dem Handwerk und dem Kleingewerbe. Mit der Großindustrie stehen wir erst in dem Anfangsstadium, wird aber doch schon in Handwerkerkreisen mehr fühlbar, als es noch vor einigen Jahren zu befürchten war. Die politischen und die allgemeinen Weltwirtschaftsverhültnisse schieben auch uns auf das Geleise der Autarkie, um so eine gewisse handelspolitische Unabhängigkeit zu erreichen. Das Kapital wird langsam, aber sicher zu jenem produktiven Wirtschaftsfaktor, der in das kleinere und schwächere Handwerk eine sehr fühlbare Bresche schlägt. Demzufolge regt und rührt sich schon allseits der ums spärliche Dasein kämpfende Kleingewerbler und fürchtet seinen Untergang. Memorandum nach Memorandum ergeht an Kammer und Ministerium und sucht Wohlwollen, fordert Einhalt. Und doch! Was folgt? Alles macht seinen Weg weiter uud das Kleingewerbe geht seiner Entschwächung zu. So manche gutgewesene alle Werkstatt wird kon kurreuzohnmächtig, verliert den Kundenkreis und löst sich auf. Diesem Entwicklungsgang können oft die niaßgebendsteu Stellen keinen Einhalt bieten. Es müssen Wege gesucht werden, die natürlich wirken, die selbstgebahnt auch höhererseits Gutheißung finden und Selbstvertrauen erwecken. „Hilf dir selbst, dann werden dir auch andere helfen." In was bestehl das? Im Trachten nach der konkurrenzfähigen Qualitätsarbeit d. h. den an die Hand gebundenen und von der persönlichen Geschicklichkeit allein abhängenden Vorsprung der durchaus technischen Produktion gegenüber, mit allen Mitteln zu fördern. Nicht zu allem ist die Maschine fähig und nicht alles kann das Kapital ersetzen.
Neben der Großindustrie hat das Kleingewerbe keineswegs seine Bedeutung ganz ver-
- 11. Jän. 1936..
loren. Tatsächlich ist es ein Irrtum, wenn gemeinhin von einem absoluten Rückgang oder gar von einem Unterganq des Handwerkes gesprochen wird. Für gewisse Lebensgebiete wird es zu allen Zeiten notwendig sein, besonders für die Ernährung, Kleidung, den Bau und die Einrichtung von Wohnungen usw. Auf allen denjenigen Gebieten, wo persönliche Anforderungen in Frage kommen, wird sich das Werk der kunstfertigen Menschenhand immer neben der mechanischen Massenerzeugung bewähren und erhalten. Fabrikserzeugnisse sind als Maschinenprodukte nieistens an Material, Form, Ausarbeitung und Dauerhaftigkeit voll von Mängeln und stehen in allgemeiner Qualität hinter den Leistungen der guten, gewissenhaften, sich direkt an die bestellende Persönlichkeit anpassende Lieferung. Jener Anzug ist der beste, den. man beim tüchtigen Meister selbst bestellt, den der Meister nach Maß, in Betracht gezogen die speziellen Eigenheiten der Statur, eigenhändig anferrigt. Ein angenehmes Tragen garantiert nur der Schuh des eigenen Fußmaßes. Nur das, dem eigenen Geschmack gemäß verfertigte Möbelstück wird sür immer zusriedenstellen und in ästhetischer Hinsicht Freude und Genügsamkeit auslösen. Und so steht es mit so manchen. Bedarfsartikeln, die durch den uns bekannten, verläßlichen tüchtigen Meister nach Wunsch angefertigt, werden. Natürlich gibt es wieder Erzeugnisse, die notwendigerweise nur im billigeren Großbetriebe, der mit allen technischew Vorteilen ausgerüsteten Industrie prosperabel verfertigt werden können, und deren auch der Handwerker bedarf. So kann er sich auch nicht ganz nur aus seine Handarbeiten verlegen, da., er um konkurrenzfähig zu sein, auch gewisser technischer Mittel bedarf. Die neuzeitliche Ausbildung der kleinen Betriebsmaschine und der Kraftübertragung kommt dem Kleingewerbe zustatten. Bedeutung kann es auch dadurch gewinnen, daß es der Großindustrie Vorbilder liefert und sie dazu anrreibt, in der Massenerzeugung auch den Anforderungen der Qualität und des guten Geschmackes Rechnung zu tragen.
Es drängt sich jetzt die Frage auf: Wenn wirklich die Produkte des guten Handwerkers gegenüber der Massenartikel sich in Qualität und Geschmack hervorragend auszeichnen, wie kann dieser Vorrang auch in Zukunft, wo doch die Großindustrie alles Niederdrückende zu ersinnen lucht, dem Kleingewerbe beibehalten werden ? Ebenfalls nur durch Fortschritt, durch die rastlose Heranbildung tüchtiger Nachfolger, durch überzeugte Selbstachtung uud wahre Berufsliede Wenn schon heute die alles im Gewerbeleben so wunderbar geordneten Zünfte gesetzlich nicht mehr existieren, so bestehen andere Institutionen, durch welche diese doch noch bedeutende Klasse des Wirtschaftslebens, das iortwährende Erwachen eines gewissen Standesgesühles und der Berufsbildung sich zur Aufgabe stellen muß.
Oft hört man von Seite der Meisterschaftüber die Unfähigkeit der Burschen heftig klagen. Ihre Ausbildung ist ihnen zu minder, ihre Leistungsfähigkeit zu schwach, ihre Ambition zu gering, ihr Interesse fürs Fach zu klein und dem gegenüber die Lohnanforderung zu groß. Wie oft schlägt sich der selbstbewußte Meisterdie Brust, indem er über die heutigen Jungmänner seiner Branche den Schleier der Mißachtung, der Zurückgebliebenheit wirft und mit Stolz heraussagt, daß es ihresgleichen im Handwerkerstande nicht mehr geben wird. Mit dem ist aber nicht geholfen. Die Jungen waren immer leichten Geistes und mußten zum Ernste des Lebens separat herangezogen werden. Wo soll der junge Geselle sich doch in seinem, jedem Tag mehr ^Anforderungen stellenden Gewerbe fortbilden? Früher, als es die Verhältnissenoch mehr erlaubten, zog er in die Fremde,, ging in die großen Zentren des Gewerbes, der Industrie, des Verkehrs und Handels, in dieStädte. Heute fitzt er zu Hause, im bescheidenen Dörfiein, wo er auch sehr oft seiner beruflichen. Zurückgebliebenheit zum Opfer fällt. Gebe zu, daß es in moralischer Hinsicht oft nicht ratsam und sogar gefährlich ist, das junge, kaum der: