Die Klassengegensätze von 1789 : zum hundertjährigen Gedenktag der grossen Revolution

Als Oberſter der Privilegirten ſuchte er die Staatsgewalt niht dazu anzuwenden, die „Schwachen“, das heißt die Nichtprivilegirten , vor den Starken, den Privilegirten, zu ſchügen, ſondern dazu, auh den geringſten Verſuch der Schwachen zu erſti>en, ſich des Uebermuths der Starken zu erwehren.

So wohnten im Königthum des 18. Jahrhunderts zwei Seelen , eine „aufgeklärte“ und eine in den „Vorurtheilen des ‘finſtern Mittelalters“ befangene. Zur abſoluten Gewalt gelangt dadurch, daß die herrſchenden Klaſſen der untergehenden feudalen und die der aufſteigenden kapitaliſtiſhen Produktionêweiſe, daß Adel und Bourgeoiſie dahin gekommen waren, einander die Waage zu halten, beherrſchte es formell beide, ſtand über ihnen und ſah ſih doch gezwungen, thatſächlich die Jutereſſen beider zu vertreten. Der „Schuß der Schwachen vor den Starken“ geſtaltete ſich in Wirklichkeit ſo, daß der Abſolutismus, ſoweit er überhaupt Einfluß auf die öfonomiſchen Verhältniſſe hatte, die unteren Volksklaſſen dem Elend nicht blos der Feudalen, ſondern auch der kapitaliſtiſchen Aushbeutung unterwarf, bis er ihnen als die Verkörperung der Ausbeutung überhaupt erſchien. -

Die Jutereſſen von Adel und Bourgeoiſie waren aber zu gegenſäßlih, als daß ihnen die abſolute Monarchie hätte völlig genügen können. Sie konnte nicht den Adel befriedigen, ohne die Bourgeoiſie zu verleben und umgekehrt.

Die Kämpfe zwiſchen diéſen beiden Klaſſen hörten au< unter dem abſoluten Regime nie völlig auf; aber ſo lange der Gleichgewichtszuſtand zwiſchen dieſen Klaſſen dauerte, ſo lange die Bourgeoiſie nicht daran denken konnte, die Staatsgewalt, das Königthum, ſi< dienſtbar zu machen, nahm der Klaſſenkampf zwiſchen den höheren Schichten der Geſellſchaft vorwiegend die Form des Buhlens verſchiedener Fraktionen und Koterien um die Gunſt des Monarchen an, ein Kampf, in den natürlih nur die Spiven der Geſellſchaft eingreifen konnten, der Hofadel und die höchſten Würdenträger der Kirche, die hohe Finanz, die hérvorragendſten Vertreter der Bureaukratie und der „Jutelligenz“ u. dergl. Der Fürſt ſtand da ebenſowenig über den Parteien, als das in einem parlamentariſch regierten Staate der Fall iſt. Der Unterſchied beſteht blos darin, daß im abſoluten Staat die Jutereſſen viel kleinlicher ſind, deren Werkzeug der Monarh wird, die Mdahinationen und Jutriguen viel erbärmlicher, dur< die man ihn gewinnt.

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