Die Klassengegensätze von 1789 : zum hundertjährigen Gedenktag der grossen Revolution

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Ausbeutung Frankreichs im bisherigen Maße weiterhin zu ſichern, da erhoben ſie ſih aegen dies Königthum ſelbſt. Unglaublich, aber wahr: Adel, Klerus, Parlamente, alle die Privilegirten, deren Stellung bereits völlig unterwaſhen war und die ihren einzigen Halk nur no< im Königthum gefunden hatten, thaten ſich jeßt zuſammen, um dieſen Halt ſelbſt zu untergraben. So blind kann die Habgier eine Klaſſe, die ſich überlebt hat, unmittelbar vor ihrem Untergang machen, daß ſie ſelbſt alles thut, dieſen zu beſchleunigen.

Die Privilegirten hatten keine Ahnung davon, wie ſehr die geſellſchaftlichen Machtverhältniſſe ſih geändert, ſie glaubten, die Verhältniſſe ſtünden noh wie ehedem, wo ſie den Königen und dem dritten Stande getroßt, und verlangten daher ſtürmiſ<h nach der Wiedereinberufung von Generalſtänden na< dem Muſter derer von 1614. Sie, die nur no< von der königlichen Gewalt geſtüßt wurden, wollten jezt dur eigene Kraft ihre Privilegien, ihre Ausbeutung wahren. Ju dem Augenbli>, wo die Privilegirten auf’s innigſte hätten zuſammenhalten ſollen, weil ſie auf's ſchwerſte bedroht waren, erſtand eine Meuterei in ihrer Mitte wegen der Theilung der Beute!

Blind vor Wuth, begaben ſi die Privilegirten thatſählih auf revolutionären Boden. Die Parlamente ſtellten im Mai 1788 ſämmtlich die Arbeit ein; die Geiſtlichkeit verweigerte jede Beiſteuer zu den Staatsfinanzen, ſo lange niht die Generalſtände einberufen ſeien; der Adel erhob ſi< bewaffnet in den Provinzen, und in der Dauphinée, Bretagne, der Provence, in Flandern und Languedoc kam es zu ernſtlihen Unruhen.

Daß der dritte Stand an dieſen Bewegungen immer mehr theilnahm und einſtimmte in den Ruf na< Einberufung von Generalſtänden, brachte die Privilegirten niht zum Nachdenken; das Königthum hatte gezeigt, daß es unmöglih mehr blos der Hort der Ausbeutung ſein könne, das Königthum war alſo der Feind, die abſolute Gewalt der Monarchie zu brechen die Aufgabe der Privilegirten geworden. Den dritten Stand verachteten ſie zu fehr, um ihn zu fürhten. Wer durfte auh vor dummen Bauerlümmeln, vor Schuſtern und Schneidern und einer Handvoll Advokaten Angſt haben?

Dem vereinten Anſturm aller Stände war die monarchiſche Staatsgewalt niht gewachſen. Sie mußte in die Einberufung von Generalſtänden willigen, die am 5, Mai 1789 eröffnet