Die Physiognomie des Menschen

sind nach Polemon und Adamantius ein Zeichen der Hurerei. An einer anderen Stelle schreibt Polemon: Leute mit kurzer, platter Nase sind diebisch und unkeusch und den Hirschen und Wildschweinen vergleichbar. Diese Stelle ist nach meiner Ansicht verfälscht. Solche Leute gleichen nicht den Wildschweinen, sondern den Affen, wie denn Albertus nach Loxus Affen und Lüstlinge plattnasig nennt. Rhases schreibt: Leute mit breiten Nasen sind Schwelger. Den Zusammenhang von Plattnasigkeit und Schwelgerei scheint Aristoteles in seinen „Problemen“ anzudeuten, wo er schreibt: Krause Haare und platte Nasen beruhen auf der Dichte, die immer mit Härte einhergeht; die Härte hat ihren Grund in der Hitze des Blutes, die den unnützen Stoff nicht zum Wachstum kommen läßt; nur wenn Stoff unverbraucht bleibt, entsteht der Knochen, der Knorpel unterscheidet sich nicht wesentlich vom Knochen, so daß folglich in unserem Falle eine Verkleinerung der Nase entsteht. Ein Beispiel dafür ist das Kindesalter; alle Kinder haben platte Nasen. Ich möchte eine derartige Nase der des Affen vergleichen, die von Natur platt ist, wie das Oppianus beschreibt. Im Lateinischen heißt der Affe Simia, was nach der Ansicht vieler Leute von dem Wort simitas d.h. Plattnasigkeit abgeleitet ist. Bekanntlich sind die Affen sehr zügellos und bedrängen sogar oft die Frauen. Bei den Indern findet sich eine rote Affenart, die man nicht in die Städte bringen kann, da diese Affen so liebestoll sind, daß sie beim Anblick eines Weibes rasend werden. Auch die Delphine haben platte Nasen und leben nach den Berichten der Fischer sehr ausschweifend. Plato und Ammonius erzählen, Sokrates habe eine platte Nase gehabt, und Polemon berichtet, er sei unzüchtig gewesen, sein Gesicht sei zwischen Nase und Kinn eingebogen. Plautus beschreibt seinen ruchlosen, schwelgerischen Lambraces als plattnäsigen, wohlbeleibten Kahlkopf. Ruellius Gal-

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