Die Physiognomie des Menschen

Stimme kann man leicht auf den Charakter schließen. Menschen und Tiere mit ähnlichen Stimmen haben ähnliche Charaktere, schreiben Polemon und Adamantius. Es gibt Leute mit Stimmen von Schweinen, Affen, Eseln, Pferden usw., wie man bei Albertus lesen kann. Zu beachten ist, daß nur eine mittlere Stimme gut ist, eine irgendwie von der Norm abweichende ist immer schlecht. Diogenes sagte, er wundere sich stets, daß man keinen Krug und keine Schüssel kaufe, ohne sie zu beklopfen und auf ihren Ton zu achten, während man sich beim Menschen mit dem bloßen Anblick begnüge.

Die schwere Stimme:

Wir beginnen mit den einfacheren Stimmarten, der schweren, groben und der scharfen, hohen Stimme. Beim Anspannen entsteht die hohe Stimme, beim Nachlassen die grobe. Aristoteles schreibt in seinen „Physiognomonika“: Eine schwere Stimme deutet auf Stärke. Alle starken Tiere, z. B. Löwe, Stier, Jagdhund und Hahn haben grobe Stimmen. Die großmütigen Leute haben eine schwere Stimme, feste Aussprache und steife Bewegungen. An einer anderen Stelle nennt er die Stimme des Ochsen heller als die der Kuh. Im Vergleich mit der Stimme anderer Tiere scheint sie mir aber grob zu sein. Gleich nach der erwähnten Stelle schreibt er: Vielleicht kann man Furcht und Stärke der Tiere besser nach ihrer Stimme beurteilen. Eine kräftige Stimme ist ein Zeichen der Tapferkeit, eine abgespannte und unsichere ein Zeichen der Furchtsamkeit. Was scharf und zugespitzt ist, dringt augenblicklich durch, was stumpf ist, langsamer: so dringt auch eine scharfe, hohe Stimme ins Ohr, während eine schwere gleichsam nur von außen daranstößt, was an der Schnelligkeit, resp. Langsamkeit der Bewegung liegt. Apulejus spricht von dem groben Brüllen der Stiere und dem Murren der erzürnten Löwen. Da starke Männer viel Luft

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