Die Physiognomie des Menschen

sei das Lachen und klein die Grübchen der Wangen!“ Seltenes Lachen:

Die Leute, die nur wenig oder hart lachen, haben ganz andere Eigenschaften. Aristoteles schreibt über die Wahl eines guten Dieners an Alexander: Weder geschwätzig soll er sein, noch viel lachen. Wer nicht viel lacht, sagt Rhases, ist gütig, kommt mit allen Menschen gut aus und ist in seiner Arbeit sorgfältig. Conciliator schreibt: Wer im Lachen Maß hält, ist gütig, freundlich und fleißig. Die Beständigen, Scharfsinnigen, Klugen, Leutseligen und Arbeitsamen lachen nach Scotus nur wenig. Maßhalten im Lachen wird von allen Menschen geschätzt. Tiefer Sinn und Gedankenreichtum dulden kein Lachen. Isokrates nennt unmäßiges Lachen ein Zeichen von Torheit und erzählt, Plato habe einen so zurückhaltenden Charakter und eine so bescheidene Miene gehabt, daß er kein einziges Mal heftig lachend gesehen wurde. Anaxagoras Clazomenius soll niemals gelact oder auch nur gelächelt haben. Philipp d. J. war so ernst, daß man ihn auf keine Weise zum Lachen bringen konnte. Er war ein Beispiel der höchsten Ernsthaftigkeit, und als er seinen Vater in den öffentlichen Spielen ausgelassen lachen sah, gab er durch Wegwenden des Gesichtes sein MiRfallen kund, wie Eutropius in seiner Geschichte Roms berichtet. M. Crassus mit seiner strengen Stirn und seinem rauhen Charakter soll nur einmal im Leben gelaht haben und bekam daher nach Lucilius den Beinamen Agelasus, d. h. ohne Lachen. Der Römer Horatius de Mariis, ein scharfsinniger, kluger, gelehrter, vorbildliher Mann, lachte sehr selten.

22. Die Stimme.

Die Stimme entsteht nach Hippokrates durch den Atem und kann dreifach geartet sein, schwer, scharf und mittelmäßig. Aus dem Klang der

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