Die Physiognomie des Menschen

Vorrede

Obwohl die Augen eigentlich im 2. Buch nach den Augenbrauen hätten abgehandelt werden sollen, haben wir ihnen ein besonderes Buch gewidmet, weil sie die edelsten Teile des Körpers sind, und weil auf ihrem Ausdruck hauptsächlich die Kunst der Physiognomik beruht. Einige hochweise Leute sagten: Wie das Gesicht die Seele spiegelt, so die Augen das Gesicht. Andere nennen die Augen die Türen der Seele, welch letztere aus jenen nach außen dringe und strahle. Polemon schreibt: Die Augen offenbaren die Geheimnisse des Herzens, die Zeichen der Augen bilden den Zustand des Herzens ab. Loxus hält den Ausdruck der Augen für den vollkommensten Teil der Physiognomik und die Zeichen der Augen für die sichersten im ganzen Gesicht. Wenn diese Zeichen mit denen der anderen Körperteile übereinstimmen, wird die Deutung sicher und zuverlässig, wenn sie ihnen widersprechen, sind die Zeichen der Augen bestimmend und stoßen die anderen um. Nach Plinius kann man aus den Augen am besten auf die Eigenschaften der Seele schließen, z. B. auf Mäßigkeit, Milde, Mitleid, Liebe, Haß, Traurigkeit und Freude. Wahrlich, in den Augen wohnt die ganze Seele! Aus ihnen fließen die Trä'nen des Mitleids; wenn wir sie küssen, berühren wir die Seele selbst. Die Seele selbst sieht und schaut in den Augen, die wie Gefäße die sichtbaren Dinge aufnehmen und weiterleiten; daher

blendet ein großer Gedanke und lenkt den Blick 254