Die Physiognomie des Menschen

Augen pflegt man allgemein als unverschämt zu bezeichnen.

Menschen, die mit offenen Augen schlafen:

Ich kenne viele solche Leute; die meisten von ihnen sind furcdtsam wie die Hasen, die nach Xenophon mit offenen Augen und unbeweglichen Lidern schlafen. Die Ägypter zeichneten einen Hasen, wenn sie etwas Offenes andeuten wollten. Dorcas schlief mit offenen Augen und war so furchtsam, daß er sich in die Einöde zurückzog und zwischen hohen Felsen wohnte,

18. Die Augen, die sich häufig schließen und öffnen.

Sie deuten nach Polemon und Adamantius auf Hinterhältigkeit, Unbedachtsamkeit und Betrügerei. Wenn sie feucht sind, kennzeichnen sie kluge, kunstliebende Leute. Sind sie blaß und zittern sie, so lassen sie auf Torheit und Wahnsinn schließen.

19. Das Zwinkern.

Es besteht darin, daß die Augen und Augenlider sich dauernd schließen und öffnen, und deutet nach Aristoteles auf Furchtsamkeit und Schwäche. Ähnlicher Ansicht sind auch Polemon, Adamantius und Plinius. Ich leite das Zwinkern von Feuchtigkeit und Schwäche des Gehirns her. Schwache Augen, die nicht fest beharren können, zittern dauernd und blinzeln. Alexander Aphrodiseus schreibt: Nach dem Beischlaf blinzeln wir mit den Augen, weil wir, wenn wir uns ganz der Wollust hingeben, weder die Augen öffnen noch Herz und Verstand erheben können, sodaß die Seele weniger unter den körperlihen Anfechtungen leidet. Außerdem ist nach dem Beischlaf das Gehirn so schwach, daß die Augen nur noch blin-

zeln können.

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