Europa und Asien : oder Der Mensch und das Wandellose : Sechs Bücher wider Geschichte und Zeit

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zum Erfinder einer ungeheuren Maschinerie Und vermöge dieses Macht- und Rüstwerkes (die Hand eines Kindes kann es meistern) erkühnte sich der Mensch zum Gewaltherrn über alles große und starke Leben. Er scheint nicht ertragen zu können, daß etwas schöner ist als er selbst: darum muß er alles Schöne morden. —- Es gab einmal einen deutschen Wald. Da srohnte die Schnepfie. Da sang der Urhan. Da schlugen Sprosser und Fink. Im Himmelblau schwebte der Adler. Der Falke rief, die Taube gurrte. Wodan gab Raum Habicht und Taube, Eule und Rabe. Nicht der christliche Mensch. Der will allein sein. Hunderttausende Tier- und Pflanzenarten könnten wir nennen, die dahingeschwunden sind. Auf immer. — — |n unsrer Jugend hörten wir in den Feldern die Wachteln. Sie werden selten. Denn allein in Ägypten tötet man jedes Jahr drei Millionen.

Ich brauche nicht von dem Mißbrauch der Vivisektionen zu sprechen, deren ich wohl hundert und mehr im lauf eines mit Studien erfüllten Lebens gesehn habe, ohne daraus mehr zu erlernen als ich wohl auch ohne sie hätte erfahren und erlernen können; aber diese wissenschaftliche Tierfolterei kommt eigentlich kaum in Betracht, wenn man sich die Schrecken auch nur eines einzigen Fischzuges vergegenwärtigt, wobei auf dem Verdecke eines großen Fischdampiers oit viele Tausende großer schöner stummer Fische wehrlos in der Sonnenglut schmachtend, auf den Bohlen zappelnd, mit den Füßen gestoßen, mitleidlos dem gräßlichstem aller Todeskämpfe überlassen werden. Die Fischzüge und Vogelmorde während eines einzigen Jahres bringen so viele Leiden über die Erde, daß das ganze Blutbad des europäischen Weltkrieges von 1914 bis 1919 wie ein harmloses Kinderspiel dagegen erscheint.

Es ist wohl ganz natürlich, daß die christliche kaukasische Menschheit, nachdem sie die ganze Gottnatur mit ungeheuren Mordmaschinen fortrasirt und abgemetzgert hat, zuguterletzt, ein Volk über das andere herfällt und sich wechselweise abtötet. Wenn man ins endlose baut Kanonen und Maschinengewehre, so gehen sie eines Tages ganz von selber los. Auch darüber seien einige Zahlen hier niedergelegt.

In runden Zahlen ausgedrückt kostete der eben verrauchte erste europäische Weltkrieg zwischen 1914 bis 1918 ungefähr 14 Millionen Menschen das Leben. An Geld kostete jede Sekunde seiner Dauer etwa 6000 alte deutsche Silbermark.: Jede Minute eine halbe Million. Jede Stunde dreißig Millionen.

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